Zuletzt aktualisiert am 25. Februar 2021

(Gastartikel) Heute lest ihr einen neuen Gastbeitrag von verenaimtaunus, die diesmal beim Swiss Peaks Trail Marathon in der Schweiz am Start war. Nach vielen Absagen von Trailrunnung Events war dies ein Highlight in diesem verrückten (Lauf-) Jahr. Aber lest selbst:

Das war er also, der Swiss Peaks Trail Marathon mein erster – und vielleicht auch einzige Wettkampf dieses Jahr. Nachdem einige geplante Läufe in der ersten Jahreshälfte Corona bedingt abgesagt wurden, und dann auch das bisher geplante Highlight, der Marathon beim Trail Verbier ins Wasser fiel, war meine Hoffnung, dass dieses Jahr noch etwas stattfindet, gen Null gefallen.

Ein Wettkampf war gefunden

Umso erfreuter war es, dass die Schweiz dann noch die Auflagen etwas lockerte, bzw. einige Veranstalter ein gutes Konzept hatten, um doch noch Läufe stattfinden lassen zu können.

Nachdem Paul für sein ebenfalls gecanceltes Highlight, den UTMB, nach Alternativen Ausschau hielt, stieß er auf den Swiss Peaks der neben der 360km Strecke auch eine 170km Distanz, sowie kürzere Distanzen bietet. Nachdem feststand, dass wir trotz ausgefallenem UTMB nach Chamonix fahren wollten und der Swiss Peaks eine Woche später stattfand und quasi um die Ecke lag, war eine Anmeldung recht schnell erledigt. Ich konnte mir auch noch einen Startplatz für den Marathon sichern, der zwar von den Daten her weniger anspruchsvoll als der Verbier Marathon zu sein schien, es mit 2300hm hoch und 3200hm runter aber ebenfalls herausfordernd werden könnte.

Quelle: Swiss Peaks Roadbook

Trotz, oder vielleicht sogar wegen der ausgefallenen Wettkämpfe war mein Training im Hunsrück und auf den Trails im Taunus irgendwie konstanter und ich hatte das Gefühl, dass sich meine Leistung, gerade auf Strecken um die 30km stetig verbessert hatte dieses Jahr. Auch ohne viele alpine km dieses Jahr fühlte ich mich gut vorbereitet für den Lauf.

Akklimatisierung in den Bergen

Durch die Urlaubswoche in Chamonix konnte ich mich schonmal an die Höhe und bergingen Strecken gewöhnen und auch die Woche in Morgins in der Schweiz, wo auch mein Lauf starten sollte, konnte ich nochmal etwas nutzen um meine Beine an die Berge zu gewöhnen.

Wir waren das erste Mal im Portes du Solei Gebiet und es stellte sich als das perfekte Trailrunning und MTB Gebiet heraus. Das Gebiet erstreckt sich sowohl über die Schweiz als auch auf Frankreich südlich des Genfer Sees und bietet 59 ausgewiesene Trailrunning Strecken, die man über eine App finden kann und die dann tatsächlich auch (mal mehr, mal weniger gut) ausgeschildert sind.

So konnte ich meine Tapering Woche noch gut mit kurzen Läufchen und Wandern nutzen und dabei bereits die ersten 10km der Strecke kennenlernen.
Eins war hier schnell klar… es geht sehr steil den Berg rauf – und natürlich wieder herunter.

Während die längeren Läufe bereits Dienstag (360km) und Donnerstag (170km) starteten, wurde der Marathonstart von Samstag auf Sonntagmorgen, 6 Uhr verschoben. Unchristliche Startzeit für einen Marathon im Sommer, aber klar, Zielschluss war erst um 17 Uhr und irgendwann will man als Veranstalter ja auch mal fertig sein.

Es geht los

Da es keinen Sinn ergab, Samstag die Startunterlagen im Zielbereich in Le Bouveret abzuholen, klingelte der Wecker um 4 Uhr, um zunächst die Startnummer abzuholen und noch in Ruhe frühstücken zu können. Die Abholung war 5min von der Unterkunft entfernt, wo ich dann auch annahm, dass dort der Start wäre, da es direkt auf die original Strecke der langen Distanzen ging.

Nachdem die komplette Woche sonnig und warm war, waren für den Sonntag 13/14 Grad und Bewölkung angesagt. Ideales Laufwetter. Um dann aber bei den entsprechend niedrigen Temperaturen um die frühe Morgenzeit nicht allzu lange in der Kälte stehen zu müssen, schlappten wir erst kurz nach halb Sechs aus der Unterkunft um dann festzustellen – Mist, der Start ist nicht am Hotel, wo man die Unterlagen abholen konnte, sondern in der Ortsmitte.

Weil Paul noch etwas schwere Beine von seinem Lauf hatte, verabschiedete ich mich kurzerhand schnell und flitzte in den Startbereich, der nochmal ein gutes Stück zu laufen war. Nachdem der Puls dann ja schon ein wenig oben war gab’s noch ein obligatorisches Startfoto und die letzten Minuten vorm Start konnten kommen.

Vor jedem der Läufe spielte der Veranstalter einen Song, der von Philippe Geneveaux, einem der Läufer der längeren Strecken gesungen wurde, der tatsächlich an seinem Trailstock eine Okulele befestigt und an den VPs immer mal ein Ständchen spielt. Hieraus entstand ein Video, was irgendwie eine emotionale Note verleiht anstatt einfach nur irgendwas aus den Charts vorm Start zu spielen. Wenn ich das Video jetzt wieder anschaue, bekomme ich immer noch Gänsehaut.

https://www.facebook.com/plugins/video.php?href=https%3A%2F%2Fwww.facebook.com%2Fswisspeakstrail%2Fvideos%2F2408137762813399%2F&show_text=1&width=560

Anschließend gab es ein kurzes Rennbriefing und schon wurde von 10 heruntergezählt und es konnte losgehen. Ich wusste ja, dass die ersten 10km teilweise heftig bergauf gingen, so ging ich das Rennen recht defensiv an und wurde ständig überholt. Auch wenn ich mein eigenes Rennen laufen und mich nicht von anderen beeindrucken lassen wollte schaut man sich dann trotzdem immer mal um weil man irgendwann das Gefühl hat, man wird immer weiter nach hinten durchgereicht. Andererseits sagte ich mir nur, wartet mal ab, ich weiß, was da noch auf einen zukommt.. bloß nicht gleich das ganze Pulver verschießen auf den ersten Kilometern.

Da es ja noch dunkel war beim Start und es gleich in den Wald ging, war ich auch erstaunt, wie viele Leute ohne Stirnlampe losliefen. Mich hätte es brutal gestört auf den wurzelig steilen Passagen im Wald kaum etwas zu sehen oder immer zu versuchen in der Nähe eines anderen Lichtkegels laufen zu müssen.

Der Bec du Corbeau, der im Dunkeln zu bezwingen war. Von oben sieht er recht harmlos aus, aber der Eindruck täuscht

Die Strecke hat es in sich

Nach ca. 8km und fast 700hm kam die erste VP, meine Strategie war, recht schnell an den VPs Wasser und Tailwind aufzufüllen und mich gar nicht groß aufzuhalten. Da ich trotz 1:23 Std bis zur VP kaum etwas getrunken hatte, füllte ich beiden Flasks nur schnell etwas Wasser nach, trank einen Schluck und schon ging’s weiter.

Der nächste Abschnitt führte zunächst auch wieder sehr steil den Berg hoch um dann wellig auf bzw. am Rand eines Grates entlang. Leider war alles neblig, so dass ich nichts außer dem Weg gesehen habe. Zwei Tage vorher habe ich beim Wandern diesen Streckenabschnitt noch gekreuzt und wusste grob, wo ich war, bzw. was es eigentlich für ein traumhaftes Panorama gewesen wäre.

Schmerzen im Downhill

Bis zur nächsten VP waren es etwa 16 km und nach der kurzen aber heftigen bergauf Passage und der Gratquerung ging es in einen langen Downhill. Hier hatte ich das erste Mal Schmerzen, ich vermute dass es das Zwerchfell war, so dass ich es nicht so laufen lassen konnte, wie ich gerne gewollt hätte. Sobald es flacher wurde oder bergauf ging, war alles wieder weg. Leider zogen hier ein paar Leute an mir vorbei, was natürlich nicht gerade motivierend war.

Da ich mir die Zeiten vom letzten Jahr bei den Frauen angeschaut hatte und um meine Leistungen aus dem Training wusste, hatte ich mir das Ziel von 6 Stunden gesetzt. Nachdem ich nicht so schnell bergab laufen konnte, wie ich wollte, fing ich an zu zweifeln, ob das mit den 6 Stunden noch klappen könnte. Da aber erst ungefähr die Hälfte des Rennens vorbei war, konnte ich das noch gar nicht abschätzen da ich den Rest der Strecke nicht kannte.

Die Hälfte ist geschafft

Nach dem ewig langen Downhill querte man eine schöne Hängebrücke, lief kurz durch einen Ort und dann wieder bergauf in den Wald einzutauchen. Kurz nach km 24 kam endlich die nächste VP. Auch hier nur schnell etwas trinken, Flaschen mit Wasser und Tailwind auffüllen und weiter. Auch nach der VP ging’s erst noch kurz nach oben um wieder in einen Downhill einzutauchen. Hier wieder das gleiche Spiel mit den Schmerzen. Ich versuchte dann den Oberkörper aufzurichten und tief zu atmen und den Brustkorb zu entspannen, ein wenig besser ging’s dann, aber optimal war es nicht. Das Phänomen tritt irgendwie immer auf, wenn ich mit Laufweste und dann richtig steile Downhills laufe. Vielleicht verkrampfe ich dann einfach noch zu sehr, wer weiß.

Landschaftlich waren die schönsten Passagen aber bereits hinter mir, es wechselten sich Wälder, teilweise asphaltierte Abschnitte ab um bei km 30 an einem schönen See kurz vor dem Col du Taney ausgespuckt zu werden, wo auch die letzte VP war. Allerdings hatte es der letzte Anstieg auch nochmal ordentlich in sich, stellenweise hatte man das Gefühl kaum vorwärts zu kommen.

An der VP packte ich die Müsliriegel, die ich für den absoluten Notfall eingepackt hatte, von der Brusttasche hinten in den Rucksack weil ich mir davon versprach beim letzen Downhill damit nicht so intensive „Schläge“ durch die Bewegung in der Weste auf die Rippen zu bekommen und den Schmerzen etwas entgegenzuwirken. Noch kurz die Flaschen mit Wasser auffüllen und weiter ging’s. An der VP hing ein großes Plakat mit dem Streckenprofil, so dass ich nochmal sehen konnte, dass es nur noch ein paar Meter hoch gehen würde bevor der lange Downhill bis nach Le Bouveret starten würde.

Der letze Downhill liegt vor mir

Ein Blick auf die Uhr sagte, dass es doch gar nicht so schlecht aussah, 4:46 Std. Es ging zwar nur noch bergab aber irgendwie ging ich die Sache sehr vorsichtig an, da ich nicht lospreschen wollte um dann wieder von Schmerzen gestoppt zu werden. Immerhin konnte ich noch ein, zwei Leute überholen, was die Motivation natürlich noch hochhielt. Jetzt waren auf den letzten etwa 10 km noch 1000hm nach unten zu laufen und von Paul wusste ich, dass der Downhill eigentlich gut zu laufen war.

Der Anfang lief recht gut aber irgendwann kamen wieder leichte Schmerzen auf, immerhin noch erträglich. Die Strecke nahm allerdings kein Ende. Da man durch den Wald lief, blitzte nur immer mal kurz der Genfer See bzw. die Häuser von Le Bouveret auf, aber man konnte nicht wirklich abschätzen wann man endlich unten sein würde.

Die letzten km – Auf ins Ziel

Irgendwann begann sich mein altes Läuferknie links wieder zu melden, erst zaghaft, dann etwas mehr. Leider lief ich dann noch defensiver und konnte vor allem das letzte Stück flowigen Downhill nicht mehr so genießen wie es hätte sein können aber schlussendlich endete der Trail in Le Bouveret, wo es nochmal ca. 1,5 km flach am See entlang bis ins Ziel ging. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich mein Ziel noch schaffen könnte und so konnte ich den letzen km nochmal motiviert Gas geben und in 5:57 Std. ins Ziel laufen.

Wenn ich mir meine Downhill Zeiten anschaue, hätte ich bestimmt mind. 15min schneller sein können ohne Schmerzen, aber die Downhills hatten es teilweise echt in sich. Die Uphills waren stellenweise zwischen 35-45% steil und genauso wie es hochging, ging es wieder runter. Für einen Mittelgebirgsläufer, der noch nicht so viele km und Höhenmeter in den Beinen hat, eine ganz schöne Belastung für die Beinmuskulatur. Die Strecke war bis auf ein, zwei kleine Passagen technisch nicht anspruchsvoll aber teilweise einfach nur steil und teils querfeldein und kerzengerade den Berg hoch und wieder runter. Umso zufriedener war ich, dass ich die Strecke trotzdem innerhalb von meinem gesetzten Zeitziel geschafft habe.

Ein Blick auf die Ergebnisliste bestätigte dann, dass es so schlecht nicht gelaufen war, mit Platz 11 bei den Frauen (mit den 15min schneller wäre es noch Top 10 gewesen) und insgesamt im vorderen Drittel aller Teilnehmer war ich super happy.

Auch wenn es vielleicht der einzige Lauf dieses Jahr bleiben sollte, bleibt die Erkenntnis, dass man gar nicht so viele Läufe in einem Jahr machen muss. Konstantes Training zahlt sich am Ende einfach aus und man kann sein Highlight noch mehr genießen.
Wie immer gilt mein Dank meinem Trainer Marcus Blenke für die Top Vorbereitung.

Wie es übrigens Paul bei seinem Lauf ergangen ist, könnt ihr auf der Seite von Trailrunning Hunsrück nachlesen:
https://www.trailrunning-hunsrueck.de/trailrunning-events/events-2021/swiss-peaks-trail/

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...rennt wie der Name schon verrät gerne über die Trails im beheimatetetn Taunus. Ist ebenso gerne auf dem Rennrad unterwegs und hat ein Faible für hohe Berge. Auf ihrem INSTAGRAM-Profil https://www.instagram.com/verenaimtaunus/ seit ihr immer up to date.

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