Zuletzt aktualisiert am 18. Mai 2018
[Anzeige: Das Rezensionsexemplar wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt.]
I
n unzähligen Filmen und Büchern von Kletterern oder Extrembergsteigern begegnet man immer wieder diesem einen Satz „Charly kannst du uns sagen wie das Wetter in den nächsten Tagen wird“.
Aber wer ist dieser Charly und was macht er eigentlich genau? Das kann man seit gut einem Jahr in der Autobiografie von Charly alias Karl Gabl lesen.
Wie eben schon erzählt hat Karl Gabl nun vor fast einem Jahr zu seinem 70ten Geburtstag die eigene Autobiografie veröffentlicht. Okay ein ganzes Buch über Wetter, Regenwolken, Schnee das kann natürlich ganz schön trocken sein dachte ich mir und vergaß das Buch erst mal wieder.
Jetzt habe ich „ich habe die Wolken von oben und unten gesehen“ doch gelesen und muss sagen das ich was verpasst hätte wenn ich es nicht getan hätte. Der Karl Gabl kann nämlich noch viel mehr als „nur“ Wetter.
in jungen Jahren
Aufgewachsen im schönen Tirol genauer gesagt in Sankt Anton am Arlberg kommt Gabl schon in jungen Jahren mit den heimischen Bergen im Sommer wie Winter in Berührung. Er berichtet von den schönen Erlebnissen mit seinen Freunden. Sei es beim Fußballspielen auf teilweise interessanten Plätzen (Bäume am Rand des Feldes die gekonnt umspielt werden müssen) oder vom Musizieren im Internat. Denn mit gerade einmal 11 verlässt er das Bergdorf und kommt ins Jesuitengymnasium „Stella Matutina“ nach Feldkirch. Dort sind die lieb gewonnenen Berge in weiter Ferne, sportbegeistert wie er ist, spielt Gabl auch im Internat weiter Fußball und gibt sogar ein Gastspiel im Eishockey. Locker, fröhlich und sehr begeistert schreibt er von einigen Jugendstreichen.
Bergsteigen
Wer in St. Anton wohnt hat die Berge natürlich direkt vor der Nase und kann sich dem Bergsport nur schwer entziehen. Für Gabl ging es bereits von klein auf bei ausgedehnten Wanderungen mit der Familie in die Berge. Die schneereichen Wintermonate luden zu den ersten Schwüngen ein. Mit Freunden wurde erst der nahegelegene Skilift in Beschlag genommen, später ging es dann per Skitour höher hinaus.
Die tiefe Verbundenheit zu den Bergen merkt man Gabl ständig an. Mit einer schirr ununterbrochenen Begeisterung spricht er von den Bergfahrten die er quer über den gesamten Globus unternommen hat. Schließlich hat er auch eine Ausbildung zum Bergführer abgeschlossen und ist mit einigen Gruppen u.a. dem DAV-Summit-Club in Südamerika und Afrika unterwegs gewesen.
Bei der Kombination aus Bild und mitreißenden Schreibstil habe ich das Gefühl mit dabei gewesen zu sein.
Der Weg zur Meteorologie
Wir alle wissen in den Bergen sind nicht immer nur blauer Himmel und Sonnenschein angesagt. Es gibt auch einige Schattenseiten und eine davon sind Lawinen. Gabl berichtet von Lawinenkatastrophen in den Tiroler Alpen. Der Tod seiner Cousine, die in einer Lawine ums Leben kommt, hinterlässt Spuren. Durch die Erlebnisse mit dem „weißen Tod“ möchte Gabl sein Wissen der alpinen Sicherheit widmen und dazu beitragen solche verheerenden Unfälle zu minimieren.
Im Anschluss an sein Studium der Meteorologie wird Karl Gabl Leiter der ZAMG in Innsbruck. Schon bald kommen die ersten zuverlässigen Wettervorhersagen aus dem Innsbrucker Büro. Sie helfen vor allem den Bauern aber auch den Bergsportlern. Bei etlichen Bergunfällen wird Gabl als Sachverständiger und das über die Landesgrenzen hinaus, sehr geschätzt.
Für die Alpine Ski-WM 2001, die im heimischen St. Anton stattfand konnte Gabl von seinen Ortskenntnissen profitieren und einen gelungen Wetterbericht, zu den nicht immer einfachen Wetterbedingungen an den Wettkampfstätten, abliefern. Neben der Ski-WM engagierte sich Gabl für eine Änderung der neu geplanten Eisenbahntrasse die durch den Ort führen sollte. Zusammen mit einigen Bürgern gelang es eine für St. Anton vorteilhaftere Trasse durchzusetzen.
Wenn das Telefon klingelt
Im Buch werden immer wieder kurze Beiträge von Gastauthoren eingeschoben was dem Lesefluss allerdings nicht im geringsten stört. Ich finde es sehr spannend zu erfahren wie die ganzen Alpin Stars z.B. die Huberbuam, Ines Papert oder Gerlinde Kaltenbrunner um nur ein paar zu nennen, bei Gabl nach dem Wetterbericht für die entlegensten Flecken auf unserem Planeten nachfragen. Natürlich sitzt der bergbegeisterte Gabl nicht immer vor dem PC und wird durchaus auch auf eigenen Bergtouren angerufen. Nett und herzlich wie er auch im gesamten Buchverlauf rüberkommt, bittet er um etwas Geduld und lässt sich ein paar Stunden später zurückrufen.
So habe ich ihn in den unzähligen Filmen und Büchern erlebt, den Charly.
Eben immer wieder mit diesem einen Satz „Charly kannst du uns sagen wie das Wetter in den nächsten Tagen wird“.
PRO
- packend erzählt
- detailreich
- spannend ist auch der meteorologische Teil
- viele Bilder
- die Gastautoren sind eine schöne Abwechslung
CONTRA
- es hätte gerne länger sein können
Fazit
„Ich habe die Wolken von oben und unten gesehen“ ist eine sehr vielseitige Bergsteiger-Biographie. Mit viel Humor und einer Lockerheit die man in manch anderen Bergbüchern vermisst. Hier erfährt man nicht nur etwas über das Bergsteigen sondern bekommt auch einen großen Einblick in die Bergsicherheit und eben die Meteorologie. Das Gabl zudem noch so viel von seinen privaten Erinnerungen mit uns Lesern teilt macht ihn einfach total sympathisch.
Der Untertitel hätte nicht passender sein können. Die Berge, das Wetter, mein Leben.
Wer ein etwas anderes Bergsteigerbuch mit Witz, Ernsthaftigkeit und Wow-Effekt lesen möchte, dem kann ich „ich habe die Wolken von oben und unten gesehen“ wärmstens empfehlen.
Karl Gabl
„Ich habe die Wolken von oben und unten gesehen“
Die Berge, das Wetter, mein Leben
240 Seiten
65 farb. u. 20 sw. Abb.
15 x 22,5 cm
gebunden mit Schutzumschlag
Tyrolia-Verlag
Innsbruck-Wien 2016
ISBN 978-3-7022-3545-1
EUR 24,95
NÜTZLICHE LINKS
- Offizielle Seite vom Tyrolia Verlag
- Rezension bei auf-den-berg.de
Anmerkung: Vielen Dank an den Tyrolia Verlag sowie text-alpin, die mir das Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt haben, was das Fazit natürlich nicht beeinflusst hat.
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