Zuletzt aktualisiert am 19. August 2020
Die erste Frau der Welt die ohne Zuhilfenahme von künstlichem Sauerstoff alle 14 Achttausender der Erde bestiegen hat, erzählt in ihrem Buch „ganz bei mir“ vom Werdegang einer jungen Bergliebhaberin die es geschafft hat durch ihre Liebe zu den Dächern der Welt bis zur Profibergsteigerin aufzusteigen.
HERSTELLERANGABEN
»Gerlinde Kaltenbrunner beeindruckt Fachwelt wie Laien mit enormer alpinistischer Kompetenz, außergewöhnlicher Zähigkeit und schier unerschütterlicher Moral.« DAV Panorama »Bergsteigen ist für mich kein Wettkampf, es ist mein Leben.« Weit mehr als alle Rekorde zählen für Gerlinde Kaltenbrunner die Kraft, die die Berge ihr geben, und die Demut, die sie lehren. Denn Abenteuer im Hochgebirge sind eine riskante Faszination, die sie rückhaltlos ehrlich und mit atemberaubenden Fotos schildert. Nun stellt sie sich in ihrer Autobiografie ausführlich auch den Erfahrungen am K2, an dem ihr Bergkamerad vor ihren Augen in den Tod stürzte und sie immer wieder umkehren musste. Erst beim vierten Versuch bezwang sie den gefährlichsten Berg der Welt. Und ist damit die erste Frau, die alle 14 Achttausender ohne künstlichen Sauerstoff bestieg.
Draufgeschaut
Höhenbergsteigen an den Riesen der Welt erlebt nicht erst jetzt einen extremen Boom. Wer genügend Geld in die Hand nimmt wird schon irgendwie auf einen ausgesuchten Achttausender hochgezogen. So aber nicht Gerlinde Kaltenbrunner. In der Neuauflage (mit K2 Besteigung) ihres Buchs „ganz bei mir“ berichtet die sympathische Österreicherin von ihren Anfängen in der heimischen Bergwelt rund um Spital am Pyhrn bis hin zu ihrem Erfolg am K2 im Jahr 2011 und dem daraus resultierenden Titel, die erste Frau auf allen 14 Achttausendern ohne künstlichen Sauerstoff zu sein.
Die Autorin versteht es sehr gut in den ersten Kapiteln Kaltenbrunners Entwicklung wiederzugeben. Anders als bei manch bekannten Bergsteiger wurde ihr das nicht direkt in die Wiege gelegt. Recht früh ging es für Sie mit der Jungschar, geleitet von ihrem damaligen Gemeindepfarrer Dr. Erich Tischler, in die Berge. Immer wieder wird im Buch über die Erlebnisse der frühen Kindheit und Jugend gesprochen, was dem Leser eine gewisse Bindung zu Kaltenbrunner verleiht. Generell wirkt Sie nicht wie der klassische Profibergsteiger mit seinen vielen Sponsorenverträgen, sondern kommt als bodenständige und weltoffene, teils schüchterne Persönlichkeit rüber.
Erste Schritte auf 8000 Meter
Mit zunehmender Erfahrung in den Alpen, durch Vorträge und Erzählungen von befreundeten Bergsteigern über den Himalaya, interessiert sich Kaltenbrunner immer mehr für die Achttausender. Mit 23 besteigt die junge, mittlerweile zur Krankenschwester ausgebildete Bergsteigerin mit dem 8027 Meter hohen Vorgipfel des Broad Peak, ihren ersten Achttausender. In den darauffolgenden Jahren wird der extreme Spagat den Kaltenbrunner als normal arbeitende Krankenschwester stemmen mußte hervorgehoben. Anders als viele Kollegen kam Sie nicht in den Genuss von Sponsorengeldern, die es vereinfacht hätten weitere Expeditionen auf die Beine zu stellen. Gerade diese Passagen verleihen dem Buch einen gewissen Reiz, da man regelrecht mitfiebert wenn sich der Urlaub dem Ende zu neigt und der Gipfel durch Schlechtwetterphasen fast nicht mehr zu erreichen ist.
Die brenzligen Situationen denen sich die Bergsteigerin und Krankenschwester immer wieder stellen mußte. Sei es verletzte zu Unterstützen oder gefährliche, teilweise nicht abzuschätzende Entscheidungen zu treffen. Diese Abschnitte werden von der Autorin sehr gut in Szene gesetzt. Einziger Wermutstropfen dabei ist das sich einige Ereignisse wiederholen und diese jeweils recht ausführlich beschrieben sind. Was dem Thema Höhenbergsteigen an sich geschuldet ist aber dennoch werden diese Passagen stets spannend wiedergegeben. Nach der Besteigung des 8125 Meter hohen Nanga Parbat im Jahr 2003, der gleichzeitig Kaltenbrunners fünfter Berg über achttausend Meter war, wurde die Öffentlichkeit auf Sie aufmerksamer. So taten sich Möglichkeiten auf mit dem Bergsteigen Geld zu verdienen. Als Profibergsteigerin hat man natürlich gewisse Verpflichtungen gegenüber den Sponsoren, so darf man sich zu Presseterminen und Outdoormessen sehen und ablichten lassen. Auch diese Welt des Bergsteigens wird kurz angeschnitten.
Im darauffolgenden Jahr lernte Sie ihren zukünftigen Ehemann Ralf Dujmovits kennen. Mit dem ersten deutschen der auf allen 14 Achttausendern stand war Kaltenbrunner sieben Jahre verheiratet. Bei all dem Ernst und der Spannung die in dem Buch reichlich vorhanden sind gibt es hin und wieder auch Passagen zum Schmunzeln. Besonders unterhaltsam ist die „gemeinsame“ Zugfahrt von Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits nach einer Expedition vom Flughafen München nach Baden Baden. Was dort allerdings genau passiert sollte man am besten selbst lesen. Das Highlight dieser Buchausgabe ist zweifelsohne der Bericht zur Besteigung des K2. Bei den knapp 20 Seiten fiebert man richtig mit. Am Ende fühlt man sich ein Stück weit selbst als Teil der K2 Expedition von 2011. Abschließen möchte ich meine kurze Buchvorstellung mit einem Zitat von Gerlinde Kaltenbrunner.
„Diese Berge legen uns gleichzeitig sowohl ihre Schönheit als auch ihre Gefährlichkeit dar. Sie wollen klare Entscheidungen, einen achtsamen Umgang und respektvolle Wertschätzung“
PRO
- Einblick in das Leben vor dem Profibergsteigen
- spannender alpiner Werdegang
- Interessante Begegnungen
- fesselnde Erlebnisse
CONTRA
- viele Wiederholungen der Ereignisse
FAZIT
Höhenbergsteigen, hat meiner Meinung nach irgendwie immer einen faden Beigeschmack. Wenn man an die vielen kommerziellen Gruppen mit unerfahrenen Menschen, den ganzen Müll (mittlerweile wird er wenigstens organisiert abtransportiert) und natürlich an die vielen Opfer denkt. Das Buch „ganz bei mir“ von Gerlinde Kaltenbrunner zeigt einen wirklich tollen unverfälschten Blick auf die Welt der Achttausender. Ihr Werdegang ist beeindruckend und wie Sie mit den verschiedenen Situationen am Berg und außerhalb umgeht macht Sie sehr sympathisch. Auf ihrem Weg alle 14 Achttausender zu besteigen kauft man ihr absolut ab das Gerlinde Kaltenbrunner ganz bei sich war.
Wer sich ein Bild vom Höhenbergsteigen machen möchte ist mit der Sichtweise von Kaltenbrunner bestens aufgehoben. Hier erlebt man die Besteigungen hautnah und unverfälscht.
LINKS
Offizielle Webseite von Gerlinde Kaltenbrunner
Verlag Piper Verlag
1 Comment
Pingback: EXTREM AM BERG "MIT 20 ALPIN-STARS IM GESPRÄCH" | Jäger der Berge