Zuletzt aktualisiert am 27. April 2017
K
lettern und Bergsteigen gerade auch im alpinen Bereich erfreut sich nach wie vor zunehmender Beliebtheit. Da kommt es gar nicht so schlecht wenn man einen Überblick über die verschiedenen Charaktere der Profikletterer und Extrembergsteiger dieser schönen Sportarten bekommt. In Dirk von Nayhauß Buch „Extrem am Berg“, erhält der Leser eine überragende Auswahl von 20 Stars der alpinen Bergsportszene in ausführlichen Interviews präsentiert.
HERSTELLERANGABEN
Ein Buch über Bergsteigerinnen und Bergsteiger ohne ein Bild eines Bergs oder eines Kletterers an senkrechter Wand. Das ist unerwartet und neu, das ist extrem! Der Autor, Fotograf und Bergsteiger Dirk von Nayhauß wendet seinen Blick weg von den dramatischen Situationen in Fels und Eis und rückt den Menschen in den Mittelpunkt seiner Darstellung. Wir schauen Frauen und Männern in die Augen, erfassen ihre Persönlichkeit durch den Ausdruck ihres Gesichts, durch Gestik und die Haltung des Körpers. Nichts verstellt die Bilder, kein Seil, Haken, Helm oder Eisgerät, keine funktionelle Sportbekleidung mit Sponsorenlabel (mit Ausnahmen). Weggeräumt ist alles, was das wahre Ich verhüllt und versteckt. Der Mensch zeigt sich, wie er ist (oder zu sein glaubt), hautnah und manchmal fast nackt.
Draufgeschaut
Potter, Lama, Steck, Messner, die Huberbuam – große Namen, wir kennen Sie aus Magazinen, Bildern, Webseiten aber was sind das für Menschen, was treibt sie dazu das zu tun was Sie eben tun? Extrem am Berg „Mit 20 Alpin-Stars im Gespräch“ bringt euch die Antworten.Das Buch ist für Kenner der Szene und für die, die schon immer mal wissen wollten wer da so in den Bergsportmagazinen abgelichtet ist, gleichermaßen geeignet. In den Interviews geht es um aktuelle (Achtung das Buch ist schon etwas älter Ausgabe 2013) wie auch ältere Projekte der Alpinisten.
Das Hauptaugenmerk liegt allerdings ganz klar auf dem Menschen. Nayhauß möchte zeigen wer sich hinten den medienwirksamen Gesichtern verbirgt. Das gelingt bei fast allen Befragten recht gut, hier kommt es natürlich auf die Einzelperson an. Der eine erzählt mehr, der andere halt weniger über sich. Um die Interviews noch persönlicher wirken zu lassen hat Nayhaus seine Kamera in Stellung gebracht und die Sportler aus verschiedenen Perspektiven abgelichtet. Mal sind die Hände, mal die gestählten Oberkörper oder der durchtrainierte Rücken sein Motiv. Besonders gelungen sind ihm allerdings die Portraits.
Beim Anblick einer Gerlinde Kaltenbrunner ist es zum Beispiel extrem spannend ihr zuzuhören, wie sie voller Begeisterung von ihren 8000er Expeditionen und den Einheimischen denen Sie dort begegnet zu berichten weiß. Etwas anders aufgebaut aber ebenfalls sehr fesselnd liest sich das Interview mit dem „Altmeister“ Reinhold Messner. Den kritischen Fragen, denen er sich stellen muss, weicht er nicht aus. Messner hat viel erlebt, geschrieben und erzählt. Genau das bekommt man in diesem kompakten Interview zu spüren. Interessant zu lesen ist auch seine persönliche Bestenliste der aktuellen Profibergsteiger.
Was mir persönlich extrem gut gefällt sind die Fragen, die sich Dirk von Nayhauß für die Sportler überlegt hat. Die jeweiligen Antworten der Protagonisten sind aber genauso klasse. Der Leser erfährt beispielsweise wie Ines Papert der Spagat zwischen der alleinerziehenden Mutter auf der Einen und dem Profi-Dasein auf der anderen Seite gelingt. Alles in allem entsteht so eine hochwertige Zusammenstellung, die man in den meisten Zeitungsinterviews in der Art und Weise selten zu lesen bekommt.
Eine Standartfrage die ich mir selbst bei verschiedenen Aktionen des Öfteren stelle wird immer wieder hervorgehoben. Nämlich, wie läuft die Zusammenarbeit mit den Sponsoren?Dies wird stellenweise sehr unterschiedlich beantwortet. Thomas Huber sagt dass er sich nicht von den Sponsoren treiben lässt und versucht sein Ding durchzuziehen auch wenn es nicht unbedingt das spektakulärste Projekt ist. Anders reden Papert, Steck und Lama über das Thema. Sie lenken hier ein wenig ein und geben zu natürlich auch dem Sponsor hochwertig vermarkt bare Leistungen liefern zu wollen. Dabei geben allerdings alle Beteiligten an keinerlei Druck aus den Hauptquartieren der Unterstützer zu spüren. Bei diesen Passagen ist es uns Lesern nun selbst überlassen wie wir die Aussagen interpretieren wollen.
WER SIND DIE 20 BERGSPORTLER?
Josune Bereziartu, Harald Berger, Chris Bonington, Steph Davis, Kurt Diemberger, Ralf Dujmovits, Stefan Glowacz, Yuji Hirayama, Steve House, Alexander Huber, Thomas Huber, Gerlinde Kaltenbrunner, Hans Kammerlander, David Lama, Reinhold Messner, Oswald Oelz, Ines Papert, Dean Potter, Stephan Siegrist und Ueli Steck
PRO
- 20 Topalpinisten in einem Buch
- interessante Interviews
- klasse Bilder
CONTRA
- wer aktiongeladene Bilder sucht ist hier falsch
FAZIT
Tja was soll ich sagen. Das Buch liest sich super und ist durch die 20 Interviews auch fix durchgelesen. Wer einige der Persönlichkeiten im Bergsport genauer kennenlernen möchte, ist hier also bestens aufgehoben.
Inhalt: 272 Seiten
Format: 18 x 12,2 x 2 cm
Herausgeber: NG Taschenbuch (15. Oktober 2013)
ISBN: 978-3492405355, € 19,95